„Eine Gasmangellage kann mit hoher Wahrscheinlichkeit vermieden werden.“ Jens Hobohm Für die vbw – Vereinigung der Bayrischen Wirtschaft untersuchen wir regelmäßig die deutsche Gasversorgung. Das aktuelle Monitoring zur deutschen Gasbilanz beleuchtet die Situation mit Stand Anfang Januar 2023. Das Prognos-Gasteam betrachtete dafür vier Verbrauchsszenarien und die damit verbundene Gasbilanz-Entwicklung bis Ende 2024. Der Hintergrund: Der komplette Lieferstopp russischer Gasmengen per Pipeline nach Deutschland seit September 2022. Die aktuelle Gasversorgung Deutschlands Bis Ende Dezember 2022 war das Wetter größtenteils wärmer als in den Vorjahren. Infolgedessen waren die Gasspeicher Ende Dezember 2022 noch zu 90 Prozent gefüllt. Deutschland importiert weiterhin große Mengen an Gas aus Norwegen, die LNG-Importe vom Weltmarkt über die Niederlande, Frankreich und Belgien bleiben auf hohem Niveau. Das erste schwimmende LNG-Terminal wurde im November 2022 bei Wilhelmshaven in Betrieb genommen. Es folg(t)en im Januar (Lubmin) und Februar 2023 jeweils ein Terminal und weitere drei Terminals im Winter 2023/24. Damit steigt die Versorgungssicherheit – vor allem infrastrukturell. Russland hat zwar seine Transporte nach Deutschland komplett eingestellt, die Gas-Lieferungen aus Russland – insbesondere die LNG-Mengen – in andere Mitgliedstaaten der EU bleiben aber auf hohem Niveau. Wir beobachten weiterhin Verbrauchsreduktionen sowohl von Industrie- und Gewerbebetrieben als auch von privaten Haushalten. Nach unseren Analysen betrugen die verhaltensbedingten Einsparungen im Dezember jedoch nur rund 5 Prozent gegenüber dem temperaturbedingten Gasverbrauch. Blicke richten sich nun auf Winter 2023/2024 Unser Fazit für die aktuelle Gasbilanz: Es kann mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Gasmangellage verhindert werden. „Es wäre aber verkehrt, dies für selbstverständlich zu halten. Es werden weiterhin unterbrechungsfrei hohe Importe benötigt und auch die Einsparungen sollten etwa auf dem Niveau bleiben, das wir bisher erreicht haben“, betonte Jens Hobohm, Direktor bei Prognos, gegenüber dem Handelsblatt. Außerdem verbleiben Risiken bei der Temperatur, dem Transportsystem (insbesondere im Hinblick auf Sabotage an Importpipelines), den Einsparerfolgen und der Wirkung von politischen Eingriffen. Ob es gelingt, einen Engpass mit entsprechenden Folgen für die Wirtschaft weiterhin abzuwenden, hängt vor allem davon ab, ob Deutschland seine bisherigen Einspar- und Substitutionsbemühungen verstetigt. Gerade mit Blick auf den nächsten Winter bleiben die angeführten Unsicherheiten bestehen – dennoch wird die Aussicht verhalten zuversichtlich eingeschätzt. Links und Downloads Mehr Informationen und zur Studie (Website vbw) Vorherige Monitorings Projektteam: Jens Hobohm, Dr. Fabian Muralter, Sebastian Lübbers, Dr. Michael Böhmer Stand: 10.2.2023 Haben Sie Fragen? Ihr Kontakt bei Prognos Jens Hobohm Partner, Direktor Profil ansehen Sebastian Lübbers Projektleiter Profil ansehen Über Prognos Wir geben Orientierung. Prognos ist eines der ältesten Wirtschaftsforschungsunternehmen Europas. An der Universität Basel gegründet, forschen Prognos-Expertinnen und -Experten seit 1959 für verschiedenste Auftraggeber aus dem öffentlichen und privaten Sektor – politisch unabhängig, wissenschaftlich fundiert. Mehr erfahren